Wegbegleiter - das sind nicht nur Menschen, die uns über sehr lange Zeit begleiten, das sind auch Gegenstände. Dinge, die schon viele Jahre in unserem Besitz sind, benutzt werden, die uns lieb und wert geworden sind und von denen wir uns einfach nicht trennen können. Sehr oft sind damit vielfältige Erinnerungen verbunden, mitunter sogar unsere ganze Lebensgeschichte.

Ein solcher Wegbegleiter ist für mich mein Nähtisch.
Es war das erste Möbelstück, was ich damals Ende der 70er bei Ikea erstanden habe.

1 Schubladenschrank und zwei Schränkchen mit Türe und eine Platte drüber - das war mein Schrank-für-alles-Mögliche - Schreibtisch, Nähutensilien etc..Holzig und braun war damals IN - also blieben die Teile zunächst unbehandelt.
Holzfaserplatten, allereinfachste Scharniere, weiße Plastikknöpfe - alles supereinfach - aber genau das war ja das Tolle daran.Die Platte war in Kiefernholz-Optik kunststoffbeschichtet.

Später wanderte diese Kombination dann ins Kinderzimmer und bekam einen himmelblauen Anstrich. Nachdem die Teile durch die verschiedenen Kinderzimmer gewandert waren, gelangten sie irgendwann wieder in meinen Besitz - diesmal wieder als Schreibtisch. Allerdings wollte ich für mich nicht unbedingt himmelblau und so änderte sich die Farbe wieder.

Zuerst eine Schicht weiße Vorstreichfarbe und darüber Lack in Persischrot - aber eben nicht deckend - nur mit leichtem Pinselstrich - so daß ein leicht transparenter, changierender Effekt entstand.

Und so darf es jetzt auch bleiben. Ich finde diesen Rotton sehr schön zu der rosa Wand.

Bei jedem Umzug habe ich diese Teile mitgeschleppt - und seit dem letzten Umzug vor 4 Jahren lagerten sie in der Garage und warteten auf ihren erneuten Einsatz. Jetzt ist es soweit - ich hab die Schränkchen hervorgeholt und sie haben wieder einen Platz in meinem Leben.
Wenigstens 2 der Schränke. Der dritte muß noch warten.
Sie sind nun eingezogen in die Villa Lilla - darf ich vorstellen: mein "neuer" Nähtisch!

Hier werden in Zukunft meine Nähmaschinen stehen. Und wenn ich dann an der Nähmaschine an diesem Tisch sitze, werden mit Sicherheit unendlich viele Erinnerungen auftauchen an all die vielen Begebenheiten, die mit diesem Möbel verbunden sind.
Die ursprüngliche Platte gibt es allerdings nicht mehr, sie ist wohl irgendwann einmal zu einem der Kinder gezogen. Deshalb habe ich eine andere Platte genommen. Eine Holzfaserplatte aus meinem Fundus. Ich hatte sie mal geölt und sie hat auch einige Gebrauchsspuren, so richtig schön war sie also nicht.

Aber ich bin dafür, erst mal das zu benutzen was ich eben habe. Also fing ich wieder mal an zu experimentieren. Was macht man mit einer geölten Platte? Lackieren wollte ich eigentlich auch nicht (wasserlöslicher Lack geht bestimmt auch nicht auf geölt und bei ölbasiertem Lack sind mir die Trockenzeiten einfach zu lang).
Zuerst habe ich sie erneut geölt, aber mit Weiß-Öl. Das hat nicht viel gebracht. Man sah kaum einen Unterschied. Der nächste Schritt war dann schon etwas mutiger. Ich habe mit einem weichen Tuch Auro-Vorstreichfarbe classic (das ist auf Pflanzenölen basierte Farbe) aufgerieben.
Das war schon viel besser.


Dieses habe ich am nächsten Tag dann nochmal wiederholt. Noch besser - aber noch nicht zufrieden. Also hab ich mich noch mehr getraut und hab - ebenfalls mit einem weichen Tuch - jetzt Auro Decklack weiß glänzend classic aufgerieben. Immer in kreisenden Bewegungen (die Trockenzeiten sind bei diesem dünnen Auftraug übrigens sehr kurz).

Ich bin begeistert - das Ergebnis ist eine wunderschöne, helle, leicht glänzende aber nicht "dichte" Oberfläche. Das ganze wirkt federleicht und verbreitet eine lichte Heiterkeit.

Mein Nähtisch wird mich sicher noch viele Jahre begleiten - welch aufregender Lebensweg für so ein Billig-Möbelstück.
Dies ist gleichzeitig ein erster Blick in die nun fast bezugsfertige Villa Lilla.
Von diesen Eindrücken wird es jetzt immer mehr geben - und weil hier vorwiegend Gegenstände aus meinem gesammelten Bestand zum Einsatz kommen werden, kommen auch noch viele Wegbegleiter zu Wort. Es wird spannend!
Gibt es in Eurem Leben auch solche Wegbegleiter, die Geschichten erzählen können?