Nicht viel mehr als eine Gitarre, Mikro und Noten auf einer ansonsten leeren Bühne.
Freudige Erwartung.
Eigentlich schon ein Geburtstagsgeschenk meines Herzallerliebsten. Ein Konzertbesuch.
Da saß ich nun und schaute voller Erwartung auf die spärlich erleuchtete Bühne.
Schon viele Male habe ich Konzerte dieses Künstlers besucht.
Immer wieder lausche ich tief berührt den Liedern, die mich nun seit meiner Jugend begleiten.
Lieder, oft dem Zeitgeist entsprungen, einfach nur einer Aufrichtigkeit im Fühlen und Konsequenz im Denken folgend. Lieder, die alle Facetten des Lebens berühren. Rebellisch, poetisch, politisch, leidenschaftlich, humorvoll, trinkselig, von Liebe und Leid erzählend - aber immer zutiefst menschlich und nach wie vor aktuell - vielleicht aktueller denn je. Fast alle kenne ich auswendig.
Lieder, die mich erinnern an die großen Ideale meiner Jugend. Nicht, daß ich sie nicht mehr hätte, diese Ideale, mein rebellisches Herz wird wohl niemals ruhen. Allein bescheidener und milder in meiner Haltung, meinem Urteil, bin ich geworden. In Manchem aber auch schärfer.
Keine Lightshow, kein Feuerwerk, keine Bühnenshow, kein Trommelwirbel -
nur dieser Mann mit seiner unverkennbaren Stimme und seinem virtuosen Gitarrenspiel. Völlig unspektakulär, stellt sich vor sein Mikro, nimmt die Gitarre zur Hand und beginnt, wie er seit den frühen siebzigern fast immer begann - immer mit dem gleichen Lied.
"Heute hier, morgen dort, bin kaum da muß ich fort, hab mich niemals deswegen beklagt ..."
Möglicherweise wissen jetzt nur die älteren meiner Leser, von wem ich hier schwärme ...
Hannes Wader, einer der ältesten Liedermacher, von denen es in dieser Art vielleicht auch keinen mehr geben wird.
„Wird es nach uns wohl noch jemand geben der, wenn unser Gesang erst für immer verklingt, noch unsere Lieder singt?“ so fragt er in einem seiner Songs.
"Keiner"- beantwortet er selbst seine Frage.
Noch ist der Gesang nicht verklungen und mit der gleichen Freude und Ergriffenheit wie in all den Jahren lausche ich diesen Liedern. Worte, wie ich sie selbst nicht finden könnte und in denen ich mich trotzdem wiederfinde wie selten in irgendwelchen anderen.
Eines dieser Lieder, das ich an diesem Abend zum erstenmal höre und mich ganz unmittelbar ins Herz trifft - ein Liebeslied:
"Für Dich"
von Hannes Wader
"Wir trafen uns an jenem Abend und tranken ein Glas Wein.
Weißt Du noch - es liegt nun so lange schon zurück.
Für immer wollten wir - Du und - ich zusammen sein.
Wir stießen auf die Zukunft an, das Leben, unser Glück.
Wir waren bereit im schwebend-glockenreinen Klang unsrer Gläser zu lauschen
- er blieb aus - sie sangen nicht.
Was wir da hörten war so ganz verzagt und bang,
ein spröder, dumpfer Ton. So klingt ein Herz, wenn es zerbricht.
'Das wird ja doch nicht gleich ein böses Ohmen sein'
habe ich ein wenig ängstlich in dem Augenblick gedacht.
Aber Du, du schenktest mir und dir noch einmal ein,
hast dich wohl auch lustig über mich gemacht - gelacht.
Seit jenem Abend haben wir längst an die hundert mal das Glas erhoben, angestoßen,
und war dann der Klang mißtönend oder auch freischwingend - uns war es egal.
Glück und Glas können zerbrechen und doch sind bislang
unsre Herzen ganz geblieben.
Sie schlagen sogar noch immer füreinander - aber auch jedes für sich.
Ich glaube, daß sie noch das eine oder andre Jahr weiter schlagen werden
- deins für mich und meins für dich.
Es kommt vor, daß man auf einen günstigen Verlauf der Dinge hoffen und vertrauen muß,
wenn auch nicht blind.
Schlafen wir am Abend ein - wachen wir des Morgens auf, erstaunt und froh darüber,
daß wir noch zusammen sind.
Und für immer zusammen zu bleiben, dieses Ziel können wir erreichen.
Laßt uns jetzt nicht mehr soviel Mühlenkämpfe und vor allem Zeit darauf verwenden.
Nutzen wir die Zeit, indem wir sie einfach verschwenden.
Laßt uns ihr Gesetz dieses eine Mal aufheben.
Wir beide - Du und ich - von dieser Stunde an bereit, in den Tag hinein zu leben,
als bliebe uns noch beiden eine ganze Ewigkeit."
(Den Text hab ich von der CD 'Hannes Wader life' gehört und mitgeschrieben)
Ein ganz friedlicher, alltäglicher unaufgeräumter Abend
Glück.