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'Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort.
Und die Welt hebt an zu singen,
triffst Du nur das Zauberwort.'
Joseph von Eichendorff


Diese Worte üben auf mich immer wieder einen ganz besonderen Zauber aus.
Magische, verheißungsvolle Worte.
Begeben wir uns auf die Suche nach dem 'Zauberwort', erschließt sich uns die Schönheit in der Welt und inspiriert uns zu eigenem Schaffen.


Montag, 21. März 2016



Quasi als Schlußlicht im Schwarm der Fische
hab ich meinen 60. Geburtstag erreicht und gefeiert.

Ist jetzt irgendwas anders geworden?

Fühl ich mich mit 60 nun langsam alt?
Trauere ich meinen "besten Jahren" hinterher? 

Ganz ehrlich - Ja und Nein
Natürlich gehn mir viele Gedanken im Kopf herum

Ziemlich sicher hab ich nun mehr hinter mir als vor mir ...

Aber ich will weder in der Vergangenheit verhaftet bleiben noch mich in Spekulationen über die Zukunft ergehen.

Mehr denn je bin ich entschlossen, 
ganz in der Gegenwart zu Leben.
Jeden Tag, jeden Moment zu leben.
Und das gilt völlig unabhängig von der Zahl der Jahre - 
das sollten wir in jedem Alter, zu jeder Zeit. 


Und heute scheint die Sonne!
Und für heute hab ich einen Plan!
Und heute hab ich schon gelacht!

Und ihr?!

Montag, 14. März 2016

Verfilzt


Strickbegeistert war ich schon von Jugend an und so hatte ich vor vielen Jahren ein ehrgeiziges Projekt im Sinn.
Eine Tagesdecke für's Doppelbett sollte es werden. 
4 lange gestrickte Bahnen mit aufwendigen verzopften Mustern in naturfarbener dicker Schurwolle. 
Ach, ich sah sie schon - meine  prächtige Tagesdecke - wie sie sich einladend  auf meinem Bett kuschelte.

Aber wie es manchmal eben so ist im Leben, es kommt ganz anders als man denkt. Die erste Bahn - über 2 Meter lang - wurde zwar fertig, aber dabei blieb es dann auch. Ich kann heute nicht mehr nachvollziehen, warum ich vor bald 40 Jahren diese herrliche Decke nicht zu Ende gebracht habe. Ich weiß einfach nicht mehr, warum das Werk unvollendet blieb. 

Diese eine gestrickte Bahn allerdings hab ich aufbewahrt. Irgendwann wanderte sie dann mal in den Keller und dort wiederum fand unsere Katze sie damals und beschloß, daß dieses Strickwerk genau das richtige Plätzchen wäre, um ihre Jungen zur Welt zu bringen. 
In diesem Zustand
war das Teil nun aber auch nicht mehr zu gebrauchen.
Trennen konnte ich mich trotzdem nicht davon. 

Also - stopfte ich das riesige Strickstück kurzerhand in die Waschmaschine mit dem Gedanken:
entweder Hop oder Top.
Heraus kam das Teil dann etwas geschrumpft - ich hatte es gefilzt. Damals war das Filzen, insbesondere in der Waschmaschine, noch überhaupt nicht im Bewußtsein. Verfilztes galt eher als ein übler Wasch-Unfall.


Unglaublich, aber trotz alledem habe ich  mein verfilztes Strickwerk all die Jahre weiterhin aufbewahrt und bei diversen Umzügen auch immer wieder mitgeschleppt. Warum? Ich weiß es nicht. Möglicherweise, weil für mich in allem Unvollendeten, Unvollständigem oder auch Beschädigtem der Reiz der vielen noch unentdeckten Möglichkeiten schlummert.
Das Fertige, das Perfekte
 - es ist auf irgendeine Weise zu Ende gekommen.

Nun, zurück zu meinem verfilzten Streifen. Vor nicht allzu langer Zeit fiel mir das Teil wieder in die Hände. Und da war sie plötzlich - die zündende Idee! 
Mit in unserem Haushalt lebt schon seit vielen Jahren ein Hund. Lange Jahre war es Quax, ein lustiger Schnautzermischling, und nun Johnny - ein griechischer Flokati - so wurde er vor kurzem neckisch von einem Bekannten beschrieben.

Und unser Mitbewohner darf auch auf die Couch. Wir genießen es alle drei,  gemütlich zusammengekuschelt den Abend auf der Couch zu verbringen

 Das hinterläßt natürlich Spuren. Und da ich keine Lust habe, ständig die Sofabezüge abzunehmen und zu waschen, brauch ich eine waschbare Sofa-Auflage.

Nun, ihr könnt Euch sicher schon denken,
was jetzt kommt.

Das verfilzte Strickteil paßte genau auf unser Sofa! 


Ideal geeignet zum Schutz der Bezüge. Verfilzt war es ja schon und ich konnte es völlig unkompliziert regelmäßig in die Waschmaschine stopfen. Es kam strahlend sauber wieder raus, trocknete ratzfatz und sah für meinen Geschmack auch ganz prima aus.
Ein echter Wegbegleiterin, diese "Unvollendete".

Die Zeit war aber leider auch nicht spurlos an dem Teil vorübergegangen und es gab ein paar von den Motten angenagte Stellen. Mit der Zeit wurden dann doch Löcher daraus und ich machte mir ernsthafte Gedanken ...


Ich dachte mir, was einmal funktioniert hat, das muß doch auch ein zweites Mal gehn! Eine neue Idee und somit auch ein neues Projekt war geboren!

Ich kaufte Unmengen naturfarbene Filzwolle und kopierte quasi mein uraltes unvollendetes Deckenprojekt, d.h. ich strickte noch einmal genau diesen einen Streifen. Das Muster war einfach nachzuvollziehen. Für die Länge und Breite orientierte ich mich an den Herstellerangaben und kalkulierte ein zusätzliches Drittel für die Schrumpfung beim Filzen in der Maschine ein.

Als das elendlange Teil endlich fertig war und alle Fäden verwahrt ging es ab in die Waschmaschine. Ich war sowas von gespannt und konnte es kaum erwarten.
Es war ein richtiges Abenteuer. Wie würde sich so ein riesiges Teil nun beim Filzen verhalten?
Ich hatte absolut keine Erfahrung
im Waschmaschinen-Filzen.
Neugierig holte ich das Ergebnis aus der Waschmaschine  - auseinanderfalten ... sah ganz danach aus,
daß es funktioniert hätte.
Nach dem Trocknen sofort aufs Sofa damit -
Luft anhalten - es paßte!
Boaaaaah - war ich erleichtert!

 
Die neue Version hat sich allerdings stärker verfilzt als das urprüngliche Teil, so daß das Muster jetzt deutlich verdichteter ist.

oben alt
unten neu

Das stört allerdings überhaupt nicht. 
Ach so - die kleinen Knubbelchen - nein die stören auch gar nicht beim Sitzen - man spürt sie absolut nicht,
aber sie sehen einfach lustig aus.


Eine recht robuste und zugleich angenehme,
neue Sofadecke ist entstanden. 



Und die alte, mottengeschädigte Decke? Jaaa , es gibt sie noch, ich konnte mich immer noch nicht von ihr trennen. Ihr glaubt es nicht? Doch doch, ich hab auch dazu noch eine Idee. Zerschneiden könnte ich sie und die noch heilen Stücke zu Sitzfilzen umarbeiten für den Garten, zum Camping oder vielleicht auch Kissen daraus machen
.... oder ... oder ....

Hier noch ein kleiner Rätselspaß -
"Such die Fehler" - es sind zwei!


Das gehört natürlich zu Traude Rostroses
Aktion zum Thema Nachhaltigkeit

Montag, 7. März 2016

Glück

Nicht viel mehr als eine Gitarre, Mikro und Noten auf einer ansonsten leeren Bühne.
Freudige Erwartung.
Eigentlich schon ein Geburtstagsgeschenk meines Herzallerliebsten. Ein Konzertbesuch.
Da saß ich nun und schaute voller Erwartung auf die spärlich erleuchtete Bühne.


Schon viele Male habe ich Konzerte dieses Künstlers besucht.

Immer wieder lausche ich tief berührt den Liedern, die mich nun seit meiner Jugend begleiten.
Lieder, oft dem Zeitgeist entsprungen, einfach nur einer Aufrichtigkeit im Fühlen und Konsequenz im Denken folgend. Lieder, die alle Facetten des Lebens berühren. Rebellisch, poetisch, politisch, leidenschaftlich, humorvoll, trinkselig, von Liebe und Leid erzählend - aber immer zutiefst menschlich und nach wie vor aktuell - vielleicht aktueller denn je.  Fast alle kenne ich auswendig.

Lieder, die mich erinnern an die großen Ideale meiner Jugend. Nicht, daß ich sie nicht mehr hätte, diese Ideale, mein rebellisches Herz wird wohl niemals ruhen. Allein bescheidener und milder in meiner Haltung, meinem Urteil, bin ich geworden. In Manchem aber auch schärfer.

Keine Lightshow, kein Feuerwerk, keine Bühnenshow, kein Trommelwirbel - nur dieser Mann mit seiner unverkennbaren Stimme und seinem virtuosen Gitarrenspiel. Völlig unspektakulär, stellt sich vor sein Mikro, nimmt die Gitarre zur Hand und beginnt, wie er seit den frühen siebzigern fast immer begann - immer mit dem gleichen Lied.


"Heute hier, morgen dort, bin kaum da muß ich fort, hab mich niemals deswegen beklagt ..."

Möglicherweise wissen jetzt nur die älteren meiner Leser, von wem ich hier schwärme ...
Hannes Wader, einer der ältesten Liedermacher, von denen es in dieser Art vielleicht auch keinen mehr geben wird.
„Wird es nach uns wohl noch jemand geben der, wenn unser Gesang erst für immer verklingt, noch unsere Lieder singt?“ so fragt er in einem seiner Songs.
"Keiner"- beantwortet er selbst seine Frage.

Noch ist der Gesang nicht verklungen und mit der gleichen Freude und Ergriffenheit wie in all den Jahren lausche ich diesen Liedern. Worte, wie ich sie selbst nicht finden könnte und in denen ich mich trotzdem wiederfinde wie selten in irgendwelchen anderen.

Eines dieser Lieder, das ich an diesem Abend zum erstenmal höre und mich ganz unmittelbar ins Herz trifft - ein Liebeslied:

"Für Dich"
von Hannes Wader

"Wir trafen uns an jenem Abend und tranken ein Glas Wein.
Weißt Du noch - es liegt nun so lange schon zurück.
Für immer wollten wir  - Du und - ich zusammen sein.
Wir stießen auf die Zukunft an, das Leben, unser Glück.
Wir waren bereit im schwebend-glockenreinen Klang unsrer Gläser zu lauschen
- er blieb aus - sie sangen nicht.
Was wir da hörten war so ganz verzagt und bang,
ein spröder, dumpfer Ton. So klingt ein Herz, wenn es zerbricht.
'Das wird ja doch nicht gleich ein böses Ohmen sein'
habe ich ein wenig ängstlich in dem Augenblick gedacht.
Aber Du, du schenktest mir und dir noch einmal ein,
hast dich wohl auch lustig über mich gemacht - gelacht.

Seit jenem Abend haben wir längst an die hundert mal das Glas erhoben, angestoßen,
und war dann der Klang mißtönend oder auch freischwingend -  uns war es egal.
Glück und Glas können zerbrechen und doch sind bislang
unsre Herzen ganz geblieben.
Sie schlagen sogar noch immer füreinander - aber auch jedes für sich.
Ich glaube, daß sie noch das eine oder andre Jahr weiter schlagen werden
- deins für mich und meins für dich.

Es kommt vor, daß man auf einen günstigen Verlauf der Dinge hoffen und vertrauen muß,
wenn auch nicht blind.
Schlafen wir am Abend ein - wachen wir des Morgens auf, erstaunt und froh darüber,
daß wir noch zusammen sind.

Und für immer zusammen zu bleiben, dieses Ziel können wir erreichen.
Laßt uns jetzt nicht mehr soviel Mühlenkämpfe und vor allem Zeit darauf verwenden.
Nutzen wir die Zeit, indem wir sie einfach verschwenden.
Laßt uns ihr Gesetz dieses eine Mal aufheben.
Wir beide - Du und ich - von dieser Stunde an bereit, in den Tag hinein zu leben,
als bliebe uns noch beiden eine ganze Ewigkeit."

(Den Text hab ich von der CD 'Hannes Wader life' gehört und mitgeschrieben)


Ein ganz friedlicher, alltäglicher unaufgeräumter Abend
Glück.


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